New York – Savoy Ballroom – späte 1920er Jahre.
Der Jazz, die noch junge Musik der Afroamerikaner, erreichte einen Höhepunkt: Großartige Big Bands spielten Swing. Duke Ellington, Count Basie und Louis Armstrong wurden berühmt, und erstmal tanzten Schwarze und Weiße gemeinsam – eine kleine Insel der kulturellen Begegnung im ansonsten rassistischen Amerika jener Zeit.
Im Schmelztiegel verschiedenster Tanzkulturen entstand ein neuer Tanzstil: dynamisch, groovy, mit viel Freiheit für Improvisation für beide Partner. Mit Wurzeln im afrikanischen Tanz, als Paartanz von der europäischen Standardtanz-Tradition beeinflusst, mit Elementen aus Stepptanz und Charleston , aber viel lockerer und unkonventioneller. Benannt wurde der Tanz nach Charles Lindberghs erstem transatlantischen Flug von 1927: Die Zeitungen titelten „Lindy hops the Atlantic“.
In den 1930ern bildete sich eine Elite überragender schwarzer Tänzer, allen voran die Whitey’s Lindy Hoppers um Frankie Manning und Norma Miller, die mit ihrer verrückten Energie, ihrer Musikalität und ihren spektakulären air steps berühmt wurden – zu bewundern in diversen alten Filmaufnahmen, die legendärste wohl im Kinofilm Hellzapoppin (siehe Links rechts).
Auch viele Weiße wandten sich dem Swingtanz zu – einer der Großen war Dean Collins, der den Hollywood Style im Westen der USA prägte.
Auch wenn Lindy Hop ein Paartanz ist, tanzten alle großen Tänzer damals auch solo. Den besondere Tanzstil der Ära nennen wir heute Authentic Jazz oder Solo Jazz. Neben einigen berühmten Choreographien wie dem Shim Sham und dem Big Apple, die heute noch bei Partys getanzt werden, wurde vor allem viel – und verrückt – improvisiert.
Nach dem zweiten Weltkrieg ging die Swing Ära zu Ende – musikalisch stand nun der Bebop im Vordergrund, zu dem es sich nicht gut tanzen ließ. Boogie Woogie, Jive, Rock’n’Roll und West Coast Swing traten in die Fußstapfen des Lindy Hop.
In den 80ern kam das große Revival – der Swingtanz eroberte ein zweites Mal Europa und Amerika. Junge Enthusiasten tanzten die alten Filmclips nach, in Schweden formierte sich die legendäre Showgruppe Rhythm Hot Shots, das Tanzcamp in Herräng – bis heute das größte der Welt – wurde gegründet. Frankie Manning wurde aufgespürt und gab sein Können an die junge Generation weiter, Norma Miller inspirierte noch als Neunzigjährige Generationen von Lindy Hoppern mit ihrer musikalischen Energie.
Heute wird Lindy Hop in vielen Ländern der Welt getanzt, die Szene ist lebendig und ständig in Bewegung. Lindy Hop ist ein Social Dance: Lebenslust und Experimentierfreude stehen im Mittelpunkt. In Kursen und auf Tanzabenden tanzt jeder mit jedem. Freiburg bietet viele Tanzparties, und wie in vielen europäischen Städten gibt es auch hier internationale Workshops und Festivals – wer gerne reist, wird sich bald als Teil der weltweiten swing community fühlen.
Links
Videos auf You Tube
- Klassische Lindy Hop Szene aus dem Film „Hellzapoppin„
- Ein Tribut an Frankie Manning, die Legende des Lindy Hop
- Weißer Lindy Hop: Dean Collins und Jewel McGowan
- Eine der berühmtesten Solo-Choreos: The Big Apple mit den Whitey’s Lindy Hoppers
- Eine musikalische Legende: Louis Armstrong live
- Der Einfluss des Steptanz: The Nicholas Brothers
- Einige der bekanntesten heutigen Tänzer und internationalen Lehrern bei den
International Lindy Hop Championships - Authentic Jazz heute: Remy and Skye
- mehr klassische Lindy Hop Clips in unserem Youtube Channel
Festivals
Zahlreiche Städte haben internationale Workshops, Festivals oder Exchanges.
Eine aktuelle Übersicht gibt es auf Swingplanit.
- Das älteste und größte Swingcamp überhaupt:
Herrang Dance Camp – Sweden - Ein wunderschöner, kleiner Exchange – unser persönlicher Favorit:
Porto Swing Jam – Portugal - Der Internationale Workshop in Freiburg:
Black Forest Hop - Unser Freiburger Lindy Exchange:
Lindy Cake